Welt-HPV-Tag: Eltern sollten die Chance der Impfung für ihre Kinder nutzen

Welt HPV Tag

Die Erkenntnis ist nicht neu: Humane Papillomviren (HPV) sind sexuell übertragbar und verursachen Krebs. Dazu gehören das Zervixkarzinom, aber auch HPV-assoziierte Penis-, Mundhöhlen- und Analkarzinome. Einen wirksamen Schutz vor einer HPV-Infektion bietet die Impfung. Obwohl sie inzwischen gut angenommen wird, sieht Dr. Steffen Wagner noch Luft nach oben. „Auf dieser positiven Entwicklung dürfen wir uns nicht ausruhen. Die Impfquote muss weiter steigen“, so der Gynäkologe und Vorsitzende der Saarländischen Krebsgesellschaft.

Den diesjährigen Welt-HPV-Tag am 4. März will die Saarländische Krebsgesellschaft deshalb zum Anlass nehmen, erneut auf die Krebsgefahr durch HPV hinzuweisen und die Menschen im Saarland auf den hohen Nutzen der Impfung und der angebotenen Früherkennungsuntersuchungen aufmerksam zu machen.

„Die HPV-Impfung bietet einen wirksamen Schutz“, sagt Dr. Steffen Wagner. Wie wichtig dieser ist, zeigen die Erkrankungsraten: Noch immer erkranken jährlich rund 8.000 meist jüngere Menschen an HPV-assoziierten Krebserkrankungen. Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass bisher nicht mehr junge Menschen von der Impfung Gebrauch machen, so Wagner. Eltern sollten unbedingt die Chance nutzen, ihren Kindern diesen Schutz zu geben“.

Eine aktuelle Studie aus Schottland vom Januar 2024 zeigt eindrucksvoll, dass bei keinem der Mädchen, das vor dem 14. Lebensjahr geimpft wurden, bis heute ein invasiver Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) aufgetreten ist. Die Impfung ist also zu 100% wirksam.

Auch Jungen impfen

Wichtig: Auch Jungen sollten unbedingt geimpft werden, da durch die so genannte „Herdenimmunität“ ein größerer Effekt erzielt wird und auch HPV-assoziierte Penis-, Mundhöhlen- und Analkarzinome bei Jungen verhindert werden. Dass dies vielen nicht bekannt zu sein scheint, zeigt sich auch daran, dass die Zahl der vollständig geimpften Mädchen immer noch höher ist als die der Jungen.

Impfquote muss weiter steigen

Die Quote ist noch steigerungsfähig: Von den Mädchen des Geburtsjahrgangs 2005 war im Jahr 2020 nur etwa die Hälfte gegen eine Infektion mit HPV-Viren geimpft, von den gleichaltrigen Jungen sogar nur ein Fünftel. Dabei variierte die Quote zwischen den Bundesländern stark: Spitzenreiter Sachsen-Anhalt kam auf immerhin 71 Prozent, in Baden-Württemberg waren dagegen nur 41 Prozent der Gleichaltrigen geimpft. Das Saarland lag mit 54% im Mittelfeld. Während der Pandemie kam es auch im Saarland zu Einbrüchen der Impfquote um 44% (DAK-Kinder-und Jugendreport). Ob diese bereits wieder aufgeholt wurden, ist noch unklar.

Wann und wie oft impfen?

Derzeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 14 Jahren. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfungen. In diesem Alter ist der Impfstoff wirksamer, da jüngere Jugendliche nach der HPV-Impfung mehr Antikörper bilden als ältere. Außerdem sollten Kinder möglichst geschützt werden, bevor sie mit dem Virus in Kontakt kommen. Aufgrund der sexuellen Übertragbarkeit bedeutet dies: vor den ersten sexuellen Kontakten. Denn es hat sich gezeigt, dass sich etwa 40 Prozent der jungen Frauen innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach Beginn ihrer sexuellen Aktivität mit HPV infiziert haben und Kondome keinen wirksamen Schutz bieten. Falls das erste Zeitfenster verpasst wurde, kann die Impfung bis zum 17. Lebensjahr nachgeholt werden, jedoch ist dann eine dritte Dosis erforderlich.

Gemeinsame Anstrengungen notwendig

„Wir müssen die Impfquote durch gezielte Aufklärung unbedingt weiter erhöhen“, sagt Dr. Steffen Wagner. In diese Anstrengung müssten Krankenkassen und niedergelassene Ärzte gleichermaßen eingebunden werden. Wie das konkret funktionieren kann, untersucht derzeit eine Interventionsstudie mit dem Titel „Invest HPV“, die Ende Februar dieses Jahres auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin vorgestellt wurde. Das Projekt untersuchte Ansätze zur Steigerung der HPV-Impfquote, zum Beispiel die Wirksamkeit von Erinnerungssystemen zur Einhaltung der Impftermine sowie Kommunikationstrainings für medizinisches Personal, um die Akzeptanz der Impfung bei den Eltern zu erhöhen.

Krebsfrüherkennung nicht vergessen

Die HPV-Impfung ist jedoch nur eine Säule im Kampf gegen HPV-assoziierte Krebserkrankungen. Wichtig ist nach wie vor die regelmäßige Krebsfrüherkennung mit Zellabstrich (PAP) ab dem 20. Lebensjahr beim Frauenarzt, ab 35 mit HPV-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen.

Aber auch bei der Früherkennung hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Inzwischen ist belegt, dass bundesweit weniger Menschen während dieser Zeit entsprechende Untersuchungen in Anspruch genommen haben. Zwar haben die Teilnahmeraten laut dem sogenannten Früherkennungsmonitor des Wissen-schaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im ersten Quartal 2023 inzwischen wieder fast das Niveau von 2019 erreicht. Bei einigen Untersuchungen seien jedoch dauerhaft deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Dazu gehöre die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, bei der die Quote immer noch rund 7,1 Prozentpunkte unter dem Wert des ersten Quartals 2019 liege.

„Diese Entwicklung macht uns Sorgen“, sagt Dr. Steffen Wagner und befürchtet, dass sich der Trend fortsetzt. Werde er nicht gestoppt, bestehe die Gefahr, dass die Zahl der Erkrankungen wieder ansteigt. „Das müssen wir unbedingt verhindern.“