Angehörige berichten…
Immer am ersten Mittwoch im Monat lädt die Saarländische Krebsgesellschaft Angehörige von Krebspatientinnen und -patienten zu einem Treffen ein. Wir haben Teilnehmende befragt, wie sie die Treffen erleben. Lesen Sie hier ihre Erfahrungen:
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Die Angehörigengruppe als „temporäre Ruheoase“
Frau A., 25 Jahre, Studentin; der Vater ist an Krebs erkrankt und befindet sich zum Zeitpunkt der Teilnahme am Angehörigentreff in der Chemotherapiephase.
Wie sind Sie zur Angehörigengruppe gekommen?
Durch Internetrecherche bin ich auf die Saarländische Krebsgesellschaft und das Angebot aufmerksam geworden. Ich machte einen Termin zu einem Einzelgespräch aus, fühlte mich sehr gehört und wahrgenommen und wurde von der Beraterin auch zum Angehörigentreff ermutigt und eingeladen. Ich habe zweimal teilgenommen – aus zeitlichen Gründen und letztendlich durch meinen Wegzug aus Saarbrücken leider nicht öfter.
Inwiefern fühlen Sie sich durch die Teilnahme an der Gruppe unterstützt – was tut gut? Können Sie dazu ein konkretes Beispiel nennen?
Ich kann meine aktuellen Sorgen und Ängste teilen oder einfach nur zuhören, wie andere Teilnehmende von ihren Erfahrungen berichten. Das verbindet und schafft die Gewissheit: Es ist kein Einzelschicksal, das nur mich betrifft. Es gibt Möglichkeiten, von anderen und deren Erfahrungen zu lernen. Ich habe jedes Mal das Gefühl bekommen, es ist so in Ordnung, frustriert und traurig zu sein oder auch wütend. Ich wurde gehört und verstanden.
Auch selbst anderen Stütze zu sein, in diese Rolle fiel ich auch einmal: eine neue Teilnehmerin berichtete von ihren Ängsten im Umgang mit der Krankheit ihres Mannes und fühlte sich schlecht dabei, sich einmal in der Woche noch mit ihren Freundinnen zu treffen. Ich sagte ihr, dass sie das für sich tun sollte, um Kraft zu tanken, sich selbst ernst zu nehmen. Denn dadurch kann sie auch wiederum mehr Kraft für ihren Mann haben ohne sich selbst zu verlieren.
Gibt es Belastendes durch die Teilnahme an der Gruppe?
Dadurch dass ich viele Einzelschicksale erfahren habe von den anderen, habe ich gemerkt, dass mich einige noch etwas länger beschäftigt haben und ich angefangen habe, zu vergleichen: Ist doch viel schlimmer als bei mir oder ist doch gar nicht so wild…das hat sich aber schnell wieder aufgehoben, denn überwogen hat das Gefühl der Empathie und des Teilens der eigenen Gedanken und Gefühle.
Wie würden Sie einer anderen Person beschreiben, was die Angehörigengruppe ist – womit zu rechnen ist, wenn man am Treffen teilnimmt?
Die Angehörigengruppe ist ein freiwilliges und kostenloses Angebot für den Freundes- und Familienkreis, um sich über Erfahrungen im Umgang mit Krebspatient*innen auszutauschen. Hier dürfen Frust, Wut, Trauer, Ängste in einem geschützten Rahmen mit professioneller Unterstützung durch Mitarbeitende der Saarländischen Krebsgesellschaft geteilt werden oder man darf auch einfach nur zuhören, was andere teilen wollen. Gerechnet werden muss mit viel gezeigter Menschlichkeit – Emotionen, Tränen, Lachen, etc. und berührenden Geschichten. Jede*r entscheidet selbst, ob ihm*ihr das gut tut. Es herrscht keine Verbindlichkeit zu bleiben oder sonst wie aktiv zu werden. Ich würde die Angehörigengruppe als temporäre Ruheoase beschreiben, in der zwar der Krebs des Patienten/der Patientin die Ursache ist, der Mittelpunkt aber der*die Angehörige sein darf – mit all seinen*ihren Gefühlen.
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„Ich habe mich herzlich willkommen gefühlt!“
Frau Z. besuchte die Angehörigengruppe über längere Zeit. Ihr Mann lebte mehrere Jahre mit der Krebserkrankung. Es gab immer wieder gute wie auch sehr schwierige Zeiten. Sie erinnert sich:
Wie sind Sie zur Angehörigengruppe gekommen?
Wir haben als Ehepaar Beratungstermine in Anspruch genommen. Als die Situation kritisch wurde, war es für mich wichtig zusätzlich Hilfe zu bekommen. Da habe ich das Angebot zum Angehörigentreffen zu kommen angenommen.
Inwiefern fühlen Sie sich durch die Teilnahme an der Gruppe unterstützt – was tut gut? Können Sie dazu ein konkretes Beispiel nennen?
Vorher in den Beratungsgesprächen ging es konkret um die Krankheit und meinen Ehemann. Die Gespräche in der Angehörigengruppe hatten eine andere Wertigkeit. Es tat mir gut, zu wissen, dass es die Gruppe gibt. Ich habe versucht regelmäßig hinzukommen. Es war Zeit für mich. Ich fand die Atmosphäre schön. Jeder kam zu Wort. Ich hatte das Gefühl, dass wir gegenseitig voneinander profitiert haben. Wir haben Ideen ausgetauscht, Hilfestellung gegeben. Die Zugehörigkeit tat gut, das Wissen, die anderen sind im gleichen Boot. Ich kann offen sein. Die anderen verstehen mich, weil sie in einer ähnlichen Situation sind. Man kann auch mal sagen: „Ich würde am liebsten alles hinwerfen.“ oder „Wer weiß, wie lange ich das noch kann?“ Es ist einfach einfacher unter Gleichgesinnten ehrlich und offen zu sein. Da wird man nicht bewertet.
Gibt es Belastendes durch die Teilnahme an der Gruppe?
Je nachdem, welche Geschichte man hört, kann das belastend sein zum Beispiel wenn einem der Krankheitsverlauf bei jemand anderem einem Angst macht, weil man denkt, bei uns könnte es auch in so eine Richtung gehen. Oder ich war aufgewühlt, wenn ich nicht helfen kann. In solchen Fällen helfen die Beraterinnen. Sie stabilisieren, achten darauf, dass alle zu Wort kommen. Ohne die Begleitung der Beraterinnen würden die Gespräche sicherlich anders verlaufen.
Wie würden Sie einer anderen Person beschreiben, was die Angehörigengruppe ist – womit zu rechnen ist, wenn man am Treffen teilnimmt?
Es ist damit zu rechnen, dass man Menschen trifft, die auch Hilfe suchen. Die offen sind und auch gerne das, was sie bewegt, besprechen wollen.
Es ist damit zu rechnen, dass es ein geschützter Raum ist und dass man sich aufgehoben fühlt. Es passiert einem grad gar nichts. Man kann davon profitieren. Es hat mir durchweg gut getan, denn in der Verzweiflung kann man nicht klar denken. Die angenehme Atmosphäre, in der es auch mal einen Tee und Plätzchen gibt, trägt ihres dazu bei. Ich kann nur jedem dazu raten. Allein hat man´s schwerer….
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Das nächste Treffen für Angehörige findet am 5. August 2020 statt.
Haben Sie Interesse? Dann rufen Sie einfach an: 0681 30988100 oder schreiben uns eine Mail: info@saarlaendische-krebsgesellschaft.de